Blumensprache

Der Geheimcode oder die Sprache der Blumen

Blumensprache - Mystik - Der Geheimcode oder die Sprache der Blumen

Jeder erinnert sich bestimmt – wenn auch meistens zur Valentinszeit direkt darauf gestoßen – an den Werbespruch „Laßt Blumen sprechen“. So soll dem Konsumenten doch wenigstens am „Tag der Liebe“ der Kauf eines netten Blumenstraußes schmackhaft gemacht werden. Deutlich steht dahinter die Botschaft: „Zeige am Valentinstag einem geliebten Menschen deine Gefühle“.

In Unkenntnis der „Blumensprache“ und dem verkaufsfreudigen Blumenhändler unterworfen, kann es dann durchaus sein, daß der oder die Beschenkte in Wirklichkeit – ausgedrückt durch die Auswahl der Blumen - eine bitterböse Beleidigung in die Hand gedrückt bekommt. In diesem Fall kann sich der Gönner oder die Gönnerin nur über die Unwissenheit des Beschenkten freuen.

Doch woher kommen denn nun Floskeln wie: „etwas durch die Blume sagen“, oder die galante Umschreibung einer „blumigen Ausdrucksweise“, wenn hier eher eine „schwulstige“ Wortwahl gemeint ist?

Als Kommunikationsmittel hat die Blumensymbolik schon sehr früh in der antiken orientalischen Kultur mit ihrer bilderreichen Sprache Eingang gefunden. Allerdings brachte man nicht nur, inspiriert durch deren betörenden Düfte und zarten Schönheiten, seine romantischen Gefühle zum Ausdruck. Mit steigendem Interesse an der Alchemie, die Geheimnisse der Natur zu enthüllen und aus ihnen Nutzen zu ziehen, wurden auch Pflanzen entdeckt, die Macht über Leben und Tod besitzen, sowohl Wunder wirken können oder teuflische Kräfte ihr Eigen nennen. Somit wurden Blumen und Pflanzen auch mit ihren vermeintlichen magischen Kräften in Verbindung gebracht.

Wie sich daraus allerdings, durch eine gezielte Auswahl bestimmter Blumen, eine eigene „Geheimsprache“ entwickelte ist nicht genau bekannt. Vermutlich erreichten die Erkenntnisse über die Wirkungsweisen und Eigenschaften der Pflanzen die Serails (türk. auch persisch Saray = ist ein türkisches bzw. osmanisches Schloss oder ein Palast) der mittelalterlichen Sultane und wurden dort von den Haremsdamen „weiterverarbeitet“.

Lady Mary Wortley Montagu

Blumensprache - Mystik - Lady Mary Wortley Montagu
Lady Mary Wortley Montagu

Da der Orient Anfang des 18. Jahrhunderts durch Kontakte und Handelsbeziehungen in Europa sehr beliebt war, gibt es aus dieser Zeit sehr genaue Aufzeichnungen über ein „Selam“, abgeleitet von dem türkischen Wort „Selamlik“ (die für die Männer bestimmten Räume, in einem großen Wohnhaus oder Palast, der Teilen der Öffentlichkeit noch zugänglich ist).

Die englische Schriftstellerin, Lady Mary Wortley Montagu, begleitete 1716 ihren Eheman, Edward Wortley Montagu, Mitglied des englischen Parlaments, nach Istanbul an den Osmanischen Hof. Seine Tätigkeit als Botschafter wurde auf ein Jahr begrenzt, doch die Eheleute blieben bis 1718 in der Türkei.

So verdankte sie der Tatsache, eine Frau zu sein, den Zutritt in Harems und Dampfbäder und konnte sich dort mit den Haremsdamen austauschen. Von ihnen wurde sie in die Kommunikation mittels Pflanzen und Blumen, des „Selam“ eingeweiht. Dieser enthielt nicht nur die alphabetische Auflistung der Blumenarten und Farben, sondern auch Anweisungen, Blumen in bestimmter Art und Weise zu arrangieren. Auch gab es genaue Definitionen von Aussagen, der „Blumenkombinationen“. Lady Mary erhielt detailierte Angaben, über den „sprachlosen“ Informationsaustausch der Haremsdamen mit der Außenwelt. Ihre Erkenntnisse faßte Sie in den 1718 veröffentlichten „Briefen aus dem Orient“ zusammen und löste damit beim europäischen Adel eine Modewelle aus. Nun waren Blumen nicht alleine mehr Zeichen der Liebe und Galanterie, sondern konnten auch Beleidigungen, Vorwürfe, und Verwünschungen zum Ausdruck bringen. Es entstand eine recht eindrucksvolle Zeichensprache, mit der auch präzise Zeitangaben gemacht werden konnten. So schlugen verwelkende Rosen bei einem Rendezvous die erste Stunde vor, Heliotropen die zweite.

In der heutigen Zeit ist es nicht mehr zwingend notwendig seine Worte und Gefühle hinter Blumen zu verstecken, doch wäre es manchmal sicher der diplomatischere Weg.

Man könnte zum Beispiel dem ungeliebten Chef, mit einem charmanten Lächeln einen bunten Blumenstrauß in die Hand drücken, der das gleiche ausdrückt, wie eine direkt ins Gesicht gesagte unverblümte Meinung. Auch bei aufkeimenden Liebesgefühlen, könnte man seine Chancen erhöhen, wenn man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen würde.

Wie bei allen Sprachen funktioniert dieser "sprachlose" Austausch natürlich nur, wenn der Empfänger der Blumen die Sprache ebenfalls beherrscht. Ein kleines "Vokalbelheft" zusammen mit einem Blumenstrauß verschenkt, könnte Ihren Sprachgebrauch auf ungeahnte Weise verändern und wäre eine originelle Aufmerksamkeit.

Im Blumen- und Pflanzenlexikon finden Sie die Bedeutung und Symbolik einzelner Blumen und Pflanzen näher beschrieben,