Von der guten Fee zur bösen Hexe
Hexen galten ursprünglich als weise Frauen. Sie wurden sogar als Feen, Engel oder gute Geister angesehen. Den Begriff "Hexe" gab es erst viel später. Er entstand wahrscheinlich zur Zeit der späteren Christianisierung.
Zu einer Zeit als Naturphänomene und Wirkungsweisen der Pflanzen noch nicht wissenschaftlich erklärbar waren, gab es immer Frauen, bzw. Menschen, die sich besonders gut mit der Natur auskannten. Viele Götter wurden verehrt und diese wurden durch die verschiedensten Rituale gnädig gestimmt. So haben sich dann über viele Jahrhunderte hinweg, Fruchtbarkeitsriten und Beschwörungen entwickelt. Es entstanden Naturreligionen, bei denen die Götter der Antike und des Altertums zur Hilfe aufgerufen wurden.
Weise Frauen werden zu Zauberinnen
Besonders die Kelten und Druiden entwickelten eine Kultur, die im Einklang mit der Natur lebte und jedes Leben als etwas Besonderes betrachtete. Alles hatte zu dieser Zeit seine Ordnung und jeder Mensch wurde – zum Wohle der anderen – nach seinen Fähigkeiten eingesetzt. Zu jeder Zeit gab es wiederum Menschen, die etwas mehr wussten als andere. Diese hatten dann die Aufgabe eines Führers oder des "Weisen" im Volk. Das Wissen oder die Fähigkeiten wurden nicht in Frage gestellt oder als "gefährlich" angesehen.
Da zu dieser Zeit Wissen nur mündlich weitergegeben wurde, entwickelte sich mit der Zeit das Phänomen der "Stillen Post". Vermutungen, eigene Ansichten und Interpretationen wurden weitergegeben und zum Zweck der Aufmerksamkeit, vielleicht auch ein bisschen "aufgemischt".
Aberglaube, Weitergabe von Sagen, Unkenntnis und Effekthascherei vermischten sich und aus den weisen Frauen wurde Zauberinnen. Sie konnten die Natur beherrschten und steuern. Sie waren Shamaninnen, die das Schicksal eines Menschen beeinflussen konnten. Manche waren eigenartige Individuen, die magische Tränke herstellen konnten, aufgrund ihrer Kenntnis der Kräuterkunde. Besonders begabte Frauen konnten die Zukunft vorhersagen – und wenn es nur der bevorstehende Wetterwechsel war. Auch wenn ihre Begabungen der Gunst der Götter zugeschrieben wurden, so hatten doch alle Respekt vor diesen weisen Frauen und nahmen selbst die ungünstige Entwicklung einer Angelegenheit als "Wunsch der Götter" hin. Dennoch wurden aber auch schon im Altertum Menschen wegen Zauberei verurteilt und in Folge dessen verbrannt.
Die Hexen und die Inquisition - Wann wurden die Hexen böse und gefährlich?
Im Zuge der Christianisierung nahm die römische Kirche einige Passagen der Bibel sehr ernst und und berief sich besonders auf das Alte Testament 2. Buch Mose mit der Stelle:
die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen –
und führte mit dieser Rechtfertigung die Todesstrafe für Zauberei ein.
Da die Kirche mit aller Macht den Rest der Welt missionieren wollte, entbrannte mit dem beginnenden Mittelalter ein eine regelrechte Hetzjagd auf alle Ketzer und anders denkenden Menschen. Märchenschreiber taten ihr Übriges und gaben Zauberinnen und Hexenmeistern aus anderen Kulturen ein Gesicht. Diese Geschichten entstanden während der Kreuzzüge, als ein reger Informationsaustausch zwischen dem Abendland und Morgenland herrschte. Bräuche und Kulturen flossen ineinander über und Beschreibungen von Reisenden wurden ungeprüft als wahr eingestuft. Mit der Zeit machte es keinen Unterschied mehr ob jemand "nur" ein Ketzer war oder über besonderes Kräuterwissen verfügte. Diese Menschen standen der Kirche und ihrer Politik im Wege und die Zeit der Inquisition begann.
Zunächst sollte nur der Götzenglauben (Heiden, Vielgötterei) bekämpft werden, doch die Annahme der Existenz eines Teufels (Kirche) schlug phantasievolle Wellen und der Bekämpfer der Ungläubigen – die Kirche – glaubte stärke als jeder andere an Dämonen und übersinnliche Wesen.
Doch wäre es nicht fair, der Kirche alleine die Schuld an der aufkommenden Hexenverfolgung zu geben. Man sollte bei allen Überlegungen den niedrigen Bildungsstand der Bevölkerung mit einbeziehen und die Ränkeleien zwischen den großen Landsherren nicht außer acht lassen.
Zur Zeit des beginnenden 15. Jahrhunderts wurde viele Landstriche fast flächendeckend von der Pest heimgesucht. Arbeiter und Bauern starben und es gab kaum Leute, die die Felder und Äcker bewirtschafteten. Die Landsherren hatten kein Interesse durch Frauen, die der Kräuterkunde und Verhütung kundig waren, auf weiteres, nicht geborenes Personal zu verzichten. Mit der ihnen vom Papst übertragenen Macht, Gerichte einzuberufen und Verurteilungen auszusprechen, konnten sie schalten und walten wie ihnen gerade der Sinn stand. Diese weltlichen Gerichte waren deshalb auch nicht unerheblich an der Verfolgung der "weisen Frauen" beteiligt.
Der Hexenhammer
Ihren Höhepunkt nahm die Hexenverfolgung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das von den beiden Inquisitoren HenHenricus Institoris und Jacob Sprenger geschriebene Werk "der Hexenhammer (lat. Malleus Maleficarum) – erstmalig erschienen 1487, beschrieb genau das Treiben der Hexen und lieferte eine exakt definierte Auflistung ihrer Verbrechen. Im dritten Teil des Buches war die Anleitung zur Durchführung der Hexenprozesse. Darin waren ausführlich Foltermethoden aufgeführt, die zur Erkennung des Teufels und seinen Dienern führen sollte. In neuzeitlichen Auflagen (die letzte erschien 1982) ist dieser schauerliche Abschnitt nur noch verkürzt wiedergegeben.
Auch hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass hauptsächlich die weltlichen Gerichte sich für die Hexenverfolgung einsetzten – und dies wohl in einem immensen Maßstab. Die damalige Rechtsprechung gab ihnen die Möglichkeit, einfach aufgrund einer Beschuldigung, zu verurteilen. Es waren keine Indizienbeweise notwendig und die Nachforschung nach neidischen oder eifersüchtigen Motiven stand in keinster Weise im Vordergrund.
Die überlieferten Zahlen, der durch die Hexenverfolgung verurteilten Männer und Frauen, liegt zwischen 100.000 und 3 Millionen Opfern. Die letzten überlieferten Hexenverbrennungen fanden in der Mitte des 18. Jahrhunderts statt.
Schlussbemerkung:
Mit großer Sicherheit kann man diesen furchtbaren Geschehnissen in der Geschichte nichts Gutes abgewinnen. Doch ist es ebenfalls fast sicher, dass kein bestimmter Urheber dieser Verfolgungen zu nennen wäre. Bildung, Auffassungen, Politik, Wirtschaft und die Entwicklung des Menschen selber schreiben die Geschichte und nur wer wirklich dabei war – kann mitreden